Klipphausen: Hightech-Wasserzentralen zahlen sich aus
Die Gemeinde hat Millionen für eine zuverlässige und stabile Trinkwasserversorgung investiert – über Hochbehälter, Wasserqualität, Verlegung von neuen Leitungen und Ablösung von Brunnenanlagen…
Futuristisch mutet hier alles an: Eine große Röhre. Unterirdisch. Über 15 Meter lang, begehbar. Inmitten ein Gewirr von Rohrleitungen, Pumpen, Messtechnik, Bullaugen, Kabeln, Druckbehältern und weiteren Anlagen. Am Ende ein großer Schaltschrank mit Displays. Wie in einem Raumschiff, wobei helles Licht dem großen blauen Kunststoffrohr ein besonderes Gepräge gibt. Picobello sieht hier alles aus. Kein Schmutz, alle Anlagen und Gegenstände am rechten Fleck. Zwölf Grad herrschen hier. Das ist das Reich von Helmer Huste, der für die Trinkwasserversorgung in der Gemeinde Klipphausen zuständig ist: Die Hightech-Schaltzentrale im neuen Trinkwasserhochbehälter in der Nähe der Autobahnraststätte „Dresdner Tor“ auf Hühndorfer Flur, der im Vorjahr am 2. Juli in Betrieb ging. Von hier aus wird die Trinkwasserversorgung gesteuert – für Hühndorf und Weistropp, aber auch für auch Sachsdorf, Kleinschönberg, Wildberg, Gauernitz, Pinkowitz, Röhrsdorf, Naustadt, Pegenau, Constappel und Hartha.
Über ein Jahr in Betrieb
Von außen sieht das Ganze unscheinbar aus, ein etwa drei Meter hoher Hügel, der mit Gras bedeckt und an die 40 Meter lang ist. Doch darunter versteckt sich ein Bauwerk, das nicht alltäglich ist. Zwei große Kunststoffröhren, drei Meter im Durchmesser und 33 Meter lang wurden einen Meter tief in den Boden eingegraben. An der Frontseite der Rohre befindet sich ein 18 Meter langes Kunststoffrohr, die schon erwähnte Schaltzentrale oder Schieberkammer des Hochbehälters, der so gewissermaßen wie ein Doppel-T-Stück aussieht. Die zwei großen Röhren sind die Trinkwasser-Kammern mit jeweils einem Fassungsvermögen von 200 Kubikmetern.
Knapp 900 000 Euro hat diese Hightech-Wasserzentrale gekostet. Das musste die Gemeinde allein stemmen, denn Fördermittel von Bund oder Land gab es nicht. Mit der neuartigen Bauweise des Hochbehälters, der sonst meist aus Beton ist, konnte da noch einiges gespart werden.
Seit über einem Jahr ist nun dieser Hochbehälter in Betrieb. „Großartig. Keine Störungen. Es hat zwar alles viel Geld gekostet. Doch der Nutzen ist enorm. Wir können damit eine stabile Trinkwasserversorgung für die genannten Bereiche gewährleisten“, so Helmer Huste. Auch in Spitzenzeiten, wo der Trinkwasserbedarf in den Orten sprunghaft ansteige und über 30 Kubikmeter pro Stunde benötigt werden, sei mit dem neuen Hochbehälter, der das Ganze abpuffere, eine zuverlässige Versorgung gegeben. Der 60-Jährige: „Vorher stand diese Menge nicht zur Verfügung.“ Da habe es auch viel Ärger bei Bürgern gegeben, vor allem in Hühndorf und Weistropp, wenn zu Spitzenzeiten und im Sommer durch Druckschwankungen das Trinkwasser mitunter nur spärlich floss. Nahezu 3 300 Einwohner profitieren jetzt von dieser Großinvestition der Gemeinde. Auch der Wohnungsneubau in Weistropp und in anderen Orten ist dadurch möglich. „Außerdem konnten wir so auch die Löschwasserbereitstellung für Hühndorf und Weistropp verbessern“, bemerkt Helmer Huste.
Das Trinkwasser liefert hier der Wilsdruffer Trinkwasser-Eigenbetrieb über eine Verbindungsleitung, an die 24 Kubikmeter pro Stunde. Es stammt aus der Talsperre Klingenberg. „Eine gute Wasserqualität, weiches Wasser“, schätzt Helmer Huste ein.
Gewerbe hängt mit dran
Auch mit einem zweiten neuen Trinkwasser-Hochbehälter, der auf der Birkenhainer Höhe bei Sora unweit der A 4 von der Gemeinde errichtet wurde und schon seit 2016 in Betrieb ist, wurde die Trinkwasserversorgung für etliche Bereiche in der Gemeinde enorm verbessert. Dem steigenden Wasserbedarf konnte so entsprochen werden. Mit der etwa einer Million teuren Großinvestition mit modernster Technik wird die Versorgung der Bürger von Klipphausen, Lampersdorf, Lotzen und Sora mit ihren über 2 000 Einwohnern gesteuert. Auch das Gewerbegebiet Klipphausen hängt an diesem Netz. An die 100 Unternehmen mit etwa 3 000 Arbeitsplätzen erhalten von hier aus Trinkwasser.
„Wöchentlich werden an die 1 500 Kubikmeter für die Orte und das Gewerbegebiet bereitgestellt. Vorher, bei dem alten verschlissenen Hochbehälter aus DDR-Zeiten, war es bedeutend weniger“, sagt Helmer Huste. Der Neubau hat ein Fassungsvermögen von 600 Kubikmetern Trinkwasser, der alte Hochbehälter hatte nur ein Reservoir von 300 Kubikmetern. Das Trinkwasser komme aus der kommunalen Soraer Wasserfassung, die 2016 ebenfalls saniert und modernisiert wurde sowie ferner über eine Verbindungsleitung vom Hochbehälter in Lercha am Ortseingang Meißen des Wasserverbandes Brockwitz-Rödern.
41 000 Kubikmeter aus Sora
Interessant auch die Zahlen zu den Liefermengen des Trinkwassers, die im Vorjahr in der Gemeinde zur Verfügung standen. Helmer Huste informiert: Aus der Brunnenanlage der Gemeinde in Sora wurden 41 000 Kubikmeter gefördert. Vom Wilsdruffer Eigenbetrieb Trinkwasserversorgung „Braunsdorfer Höhe“ kamen 102 000 Kubikmeter Talsperrenwasser aus Klingenberg (für Hochbehälter in Hühndorf). Der Wasserverband Brockwitz-Rödern steuerte
163 400 Kubikmeter bei (für den Hochbehälter in Sora) sowie auf der Strecke über den Abzweig einer Verbindungsleitung für Bockwen, Spittewitz, Reichenbach, Riemsdorf, Röhrsdorf und Lotzen sowie weitere 136 000 Kubikmeter für Triebischtaler Orte. Über einen Leitungsabzweig in Ullendorf vom Hochbehälter in Lercha kommend hängen da Ullendorf, Taubenheim, Seeligstadt, Burkhardswalde sowie der Hochbehälter in Groitzsch, Schmiedewalde, Semmelsberg, Tanneberg und Weitzschen dran. Der Trinkwasserverband Meißner Hochland lieferte für Obermiltitz 10 700 Kubikmeter.
Eine gute Wasserqualität
„Insgesamt gibt es eine gute Trinkwasserversorgung in der Gemeinde, wenngleich noch Verbesserungen nötig sind“, schätzt Helmer Huste ein. Das bezieht sich vor allem auf Bereiche, wo der Trinkwasserverband Brockwitz-Rödern das Wasser liefert. Denn dessen Verbindungsleitung ist im Querschnitt zu gering. In Spitzenzeiten mit einem hohen Wasserbedarf kommt es mitunter zu Druckverlusten, so bei Lieferungen für den Hochbehälter in Sora oder zum Beispiel auch in Seeligstadt, was dort Bürger verärgert. Deshalb seien hier in der Perspektive Lösungen erforderlich, wie Helmer Huste sagt.
Gegenwärtig wird in Röhrsdorf am Hochbehälter aus den 70er Jahren gearbeitet. Dieser bekommt eine neue elektronische Steuerung. „Am Hochbehälter in Pinkowitz, der 2000 entstand, macht sich in den nächsten Jahren eine Innensanierung erforderlich“, bemerkt der Gemeindemitarbeiter. Die Qualität des Trinkwassers sei in der Gemeinde Klipphausen gut“, so der 60-Jährige. Im Raum Klipphausen sei ein mittelhartes Wasser zu verzeichnen, im Triebischtaler Raum ein weiches Wasser, außer in Obermiltitz, wo ein hartes Wasser vorherrsche. Der pH-Wert, der Aufschluss über das Verhältnis von Säuren und Basen gibt, liegt in allen Bereichen bei etwa 8,1. „Ein guter Wert. Das Wasser ist nicht aggressiv, greift keine Kupferrohre an“, so Helmer Huste.
Neuanschluss von Grundstücken
Im Zusammenhang mit der Abwassererschließung und dem Breitbandausbau wird auch in Sachen Trinkwasser eine Menge getan. So werden gegenwärtig beim Abwasser-Trassenbau in Robschütz mit Trinkwasserleitungen erneuert, so Am Burgser und am Schenkberg. Zusammen mit dem gegenwärtigen Breitband-Ausbau in den Orten der Gemeinde, wo dafür Trassengräben geschachtet werden, erfolgt auch der Neuanschluss von Grundstücken an das zentrale Trinkwassernetz, um Brunnenanlagen abzulösen, deren Wasserdargebot immer geringer wird. Das betrifft etwa 15 Haushalte, wie Helmer Huste informiert, so unter anderem in Tanneberg, Kleinschönberg, Robschütz, Wildberg und Weistropp. Die Grundstückseigentümer müssen sich da an den Investitionskosten der Gemeinde beteiligen. Gemacht wurden schon Anschlüsse in jüngster Zeit für eine Familie in Kleinschönberg, an der Schiebockmühle, sowie an der Straße von Polenz nach Garsebach, Am Pranzer, für zwei Familien oder schon eher in Scharfenberg an der Straße Wolfsteiche ein Grundstück. Jetzt werden zwei Grundstücke in Weistropp an der Gohle an das zentrale Trinkwassernetz angeschlossen.
Im kommenden Jahr, so Helmer Huste, betrifft das zwei Grundstücke sowie mehrere Gartenanlagen in Weistropp sowie das Forsthaus in Tanneberg, ferner zwei Häuser am Jockischberg in Triebischtal. 2022 oder 2023 sind dann in Munzig zwei Grundstücke an der Reihe, die ans zentrale Trinkwassernetz kommen. Im kommenden oder im übernächsten Jahr sollen zudem in Weistropp verschlissene Trinkwasserleitungen im Anfangsbereich des Talblicks für ein Wohnhaus und mehrere Gartenanlagen ausgetauscht werden. Auch in Scharfenberg werden mit dem Breitband-Ausbau einige neue Trinkwasser-Installationen erfolgen. Das sollten nur einige Beispiele sein.
Wasserspiegel sinkt drastisch
Die Klimaveränderungen haben auch in der Gemeinde Klipphausen in vielen Gegenden den Grundwasserspiegel drastisch absinken lassen. Grundstückseigentümer, die noch vor einiger Zeit nicht auf ihre Brunnenanlagen verzichten wollten, um so auch Kosten für Trinkwasser-Anschlussbeiträge und Gebühren zu sparen, geraten nun immer mehr in Bedrängnis. Vielerorts sinkt drastisch der Wasserspiegel in Brunnen. Auch Nitrate und weitere Schadstoffe belasten dort das Trinkwasser. Mitunter musste schon an einigen Stellen der Trinkwasserwagen anrücken, um eine Versorgung von Bürgern zu gewährleisten.
Auch an der Gohle in Weistropp ist der rapide Rückgang des Grundwasserspiegels ersichtlich. Etliche Bäume sind in dieser Gegend schon abgestorben. „Wir hatten noch vor Jahren einen guten Wasserstand im Brunnen. Jetzt sank der Pegelstand im Sommer auf 80 Zentimeter. Der Brunnen wurde immer leerer“, sagt Achim Porchert, der seit zehn Jahren hier im Grundstück Gauernitzer Straße 6 wohnt, wo auch die Familie Tilo Mahn zu Hause ist. Das Wasser aus dem Brunnen sei sauer, mit Nitrat und weiteren Schadstoffen belastet. „Ich freue mich deshalb sehr auf den Anschluss des Grundstücks an das zentrale Trinkwassernetz und auch über den Breitbandanschluss für ein schnelleres Internet“, sagt der 48-jährige Tischler.
Insgesamt ist der Anschluss von Häusern an das zentrale Trinkwassernetz, die derzeit noch über Brunnenanlagen verfügen, für die Gemeinde recht aufwendig und kostenintensiv. Denn meist sind die Grundstücke abgelegen, was lange Leitungswege nach sich zieht. „Allein für die zwei Grundstücke auf der Gauernitzer Straße in Weistropp sind es über 1 000 Meter“, bemerkt Helmer Huste, der dort die 100 Meter langen Polyethylen-Trinkwasserrohre, ein thermoplastischer Kunststoff, mit ihrem 63 Millimeter großen Außendurchmesser verschweißt.
Insgesamt gibt die Gemeinde in den Jahren 2021/22 über eine Million Euro aus, damit im Zusammenhang mit den Schachtarbeiten für den Breitband-Ausbau mit Glasfaserkabeln auch marode Trinkwasserleitungen in den Orten ausgewechselt werden können. Zugleich geht es um den Anschluss von Haushalten in einigen Orten, die noch über Brunnen verfügen. Die Gemeinde will damit jedem Bürger helfen. Die Argumentation für ein solches Vorgehen ist einleuchtend. „Es ist doch nicht erklärbar, wenn jeder Bürger einen Breitbandanschluss erhält, aber kein Trinkwasser hat“, so Bürgermeister Mirko Knöfel. Deshalb habe sich die Gemeinde entschlossen, dafür die Synergie des Breitbandausbaus zu nutzen und nimmt über eine Million an Kredit zur Verbesserung des Trinkwassernetzes auf. Mirko Knöfel: „Ohne Breitbandausbau wären das etwa drei Millionen für diese Investitionen.“ Eine solche Vorgehensweise wirke sich auch positiv auf die Trinkwassergebühr aus. „Wenn wir das nicht bedacht hätten, würden die Gebühren drastisch steigen“, bemerkte der Bürgermeister.
Erfahrene Mitarbeiter
Helmer Huste betreut mit seinem Kollegen Axel Klatt als Mitarbeiter des Bereichs Trinkwasserversorgung der Gemeinde Klipphausen insgesamt ein Leitungsnetz von etwa 150 Kilometern, vor allem in der Altgemeinde Klipphausen. Der Bauhof hilft da aktiv mit. Zusammen mit dem Kommunalservice Brockwitz-Rödern werden auch Bereiche im Triebischtal mit betreut. Die Aufgaben sind vielfältig. Da geht es um Neuverlegung von Leitungen, Hausanschlüssen, Bearbeitung von Anträgen, Reparaturen an Pumpen und weiteren Anlagen. Auch die Wasserversorgung aus dem Alten Kalkbergwerk für das Jahnbad in Miltitz haben sie in Regie. Die Hochbehälter müssen gewartet, deren Wasser-Füllstände in den Kammern beobachtet und die Schieber und Pumpen betreut werden. Auch den Zulauf aus den Verbindungsleitungen sowie die Durchflussmenge des Trinkwassers zu den Orten gilt es zu kontrollieren. Die beiden Mitarbeiter müssen ebenso die elektronische Steuerung und die Regeltechnik der Anlagen im Blick zu haben wie den Wasserverbrauch und die Qualität des Trinkwassers. „Eine abwechslungsreiche Tätigkeit“, bemerkt Helmer Huste. Der heute 60-Jährige ist seit dem Jahr 2000 im Trinkwasserbereich der Gemeinde Klipphausen tätig, vorher war er seit 1994 Klärwärter in der Kläranlage in Klipphausen, die er mit aufgebaut hat.
Gelände wird verschmutzt
Helmer Huste hat noch eine dringende Bitte. Viel Mühe haben er und weitere Gemeindemitarbeiter aufgebracht, um das Gelände vor dem neuen Trinkwasser-Hochbehälter in Hühndorf von Wildwuchs zu befreien. Alles soll ordentlich aussehen. Regelmäßig wird das Areal gepflegt. Doch ihr Engagement erhält immer wieder einen Dämpfer. Unbelehrbare Zeitgenossen, meist von auswärts, verunreinigen das Gelände. Papier-Taschentücher, Flaschen, Unrat und selbst viele Kondome werden dorthin geworfen. „Das sieht eklig aus“, sagt Helmer Huste. Hühndorfer sollten bitte aufmerksam sein und mithelfen, solchen Umwelt-Frevlern Einhalt zu gebieten.
Text und Fotos Dieter Hanke, 26.11.2020
Quelle: https://klipphausen.de/634-hightech-wasserzentralen-zahlen-sich-aus