Neues Quartier für Fledermäuse
Die Gemeinde baut das frühere Steinbrecherhaus im Prinzbachtal für die streng geschützten Tiere um.
Fledermäuse sind faszinierend. Die kleinen Säugetiere können vieles, was

einzigartig ist: Sie leben in der Dunkelheit, sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen und schlafen mit dem Kopf nach unten. Mit Graf Dracula haben unsere Fledermäuse nichts zu tun, sie sind allesamt nützliche Insektenfresser. Alle der in Deutschland vorkommenden 25 Fledermausarten stehen auf der Roten Liste und sind teilweise vom Aussterben bedroht. Auch im Landkreis Meißen und so auch in der Gemeinde Klipphausen sind verschiedene Fledermausarten heimisch. So haben zum Beispiel im ehemaligen Kalkbergwerk Miltitz die Kleine Hufeisennase und weitere Fledermausarten ihr Winterquartier. Andere Tiere wie unter anderem das Große Mausohr oder die Mopsfledermaus nutzen in Orten Dachböden von älteren Gebäuden oder Scheunen als Quartiere. Aber auch in Baumhöhlen und Felsspalten in Wäldern oder in Durchlässen und Fugen finden Fledermäuse Unterschlupf.
Einmütige Zustimmung
Um die kleinen Säugetiere in ihren Lebensräumen zu schützen, hat jetzt die Gemeinde Klipphausen im Bunde mit der Unteren Naturschutzbehöde des Landkreises Meißen ein neues Projekt ins Leben gerufen. Das frühere Steinbrecherhaus an der Verbindungsstraße von Kleinschönberg nach Constappel im Prinzbachtal wird jetzt zum Fledermausquartier umgebaut. Gemeinderat und Verwaltung haben diesem Vorhaben einmütig ihre Zustimmung gegeben. Das Ingenieurbüro Frank aus Freital hat für die Planung und Begleitung dieses Projektes den Hut auf. Die Firma BS Hoch- und Tiefbau GmbH aus Großschirma wird den Umbau bewerkstelligen. Der Auftrag beläuft sich hier auf etwas über 53 000 Euro. Planungsingenieur René Walter informierte jetzt das Amtsblatt über dieses bemerkenswerte Vorhaben.
Zunächst Müll entsorgt
Das Steinbrecherhaus im Prinzbachtal, das weit über 100 Jahre alt ist, befindet sich unmittelbar an der Straße von Kleinschönberg nach Constappel kurz nach der Schiebockmühle. In früheren Zeiten, als im Prinzbachtal die harte Gesteinsart Syenit in Steinbrüchen abgebaut wurde, war das Gebäude Betriebssitz. 2019 erwarb die Gemeinde Klipphausen das baufällige Haus aus privater Hand. „Das Gebäude, das einst aus Natursteinen und Ziegel errichtet wurde, ist in keinem guten Zustand“, sagte Ingenieur Walter. Das Dach sei kaputt, es gebe etliche weitere Schäden am Haus. Zudem hatten Umweltfrevler in der Vergangenheit das Areal zur Müllkippe degradiert. Reifen, Glas, alte Möbel und Unrat wurden hier abgekippt. „Zunächst muss das Grundstück von Müll befreit werden, ehe die Bauarbeiten starten können“, so der 55-jährige Ingenieur vom Planungsbüro Frank, der gemeinsam mit weiteren Partnern schon an vielen kommunalen Vorhaben vor allem in den Bereichen Abwasser, Trinkwasser und Brückenbau in der Gemeinde Klipphausen beteiligt war. Danach sei vorgesehen, das Steinbrecherhaus für seine neue Funktion herzurichten.
Fenster erhalten Schlitze
Das verschlissene Dach, wo sich auch der Schwamm breitgemacht hat, sowie die marode Innendecke werden abgerissen. Alle Türen und Fenster im Erdgeschoss werden zugemauert. Ein neues Dach kommt auf das Gebäude, auch eine neue Zwischendecke wird eingezogen. „Im Obergeschoss wird in etwa drei Meter Höhe ein Fenster zur Eingangstür umfunktioniert. Die übrigen Fenster erhalten Schlitze für den Einflug der Fledermäuse“, bemerkte René Walter. Wenn Fledermausexperten künftig das Gebäude kontrollieren wollen, um nach den Rechten zu sehen und einen eventuellen Tierbestand zu registrieren, müssen sie eine Leiter anlegen, um in das Innere des Hauses zu gelangen. Diese bauliche Vorgehensweise soll dem Schutz der Fledermäuse dienen. „Die Tiere sollen durch neugierige Bürger unbehelligt bleiben“, so der Planungsingenieur.
Weiter werden an der Fassade, die steingrau gestrichen wird, Putzschäden beseitigt. Zudem wird noch am Haus ein kleiner Anbau abgerissen. Damit das neue Fledermaus-Quartier gut von den kleinen Säugetieren angenommen wird, wird der neue Dachstuhl des Hauses auch aus unbehandelten Holzbalken entstehen und von chemischen Einträgen frei sein. Ursprünglich war vorgesehen, in dem einstöckigen Gebäude die Obergeschoss-Decke nicht wieder zu errichten und dort nur einen Laufgang zu installieren. Doch dann wäre im Gebäude vom Erdgeschoss bis zum Dachstuhl ein zu großer Luftkörper entstanden, der möglicherweise für die Fledermäuse abträglich wäre.
Naturschutz wird unterstützt
Im Sommer dieses Jahres soll der Umbau zum Fledermausquartier fertig sein. Neben dem Planungsbüro Frank wird auch das Dresdner Büro für Fledermauskunde Chiroplan das Vorhaben mit begleiten. „Wir wollen mit diesem Projekt die Bemühungen des Naturschutzes unterstützen, um für Fledermäuse gute Lebensräume und Bedingungen zu gewährleisten“, sagte Klipphausens Bürgermeister Mirko Knöfel. Gemeinderat und Verwaltung hoffen, dass nach Fertigstellung des Hauses viele dieser seltenene Tiere in dem neuen Quartier ihre Heimstatt finden werden. Etwa 80 Prozent Fördergelder vom Freistaat erhält die Gemeinde Klipphausen für dieses Vorhaben.
Dieses Projekt von Gemeinde und Naturschutz ist auch eine Folge des verheerenden Starkregens 2014 im Prinzbachtal. Nahe der Schiebockmühle war damals auch die Straße und eine Stützmauer völlig zerstört worden. Das angrenzende Bett des Prinzbaches, zum Teil überbaut, hatte ebenfalls starke Schäden davongetragen. Im Gewölbe des Baches fand man Spuren von Fledermäusen. Hier war nun ihr Lebensraum vernichtet worden. Das gesamte Baufeld, das zur Behebung der Schäden eingerichtet wurde, befand sich in einem ausgewiesenen FFH-Gebiet zum Schutz von Fauna und Flora. Deshalb soll nun auch als Ausgleich für den Eingriff in die Natur durch die Bauarbeiten das einstige Steinbrecherhaus zum neuen Fledermausquartier entwickelt werden. Henning Klein vom Sachgebiet Naturschutz im Kreisumweltamt Meißen: „Gemeinsam mit der Gemeinde haben wir dieses Vorhaben auf den Weg gebracht. Wir freuen uns, dass für diese streng geschützen Tiere nun ein neues Quartier im Prinzbachtal entsteht.“
Text: Dieter Hanke; Foto: Planungsbüro Frank und J. Teubner
Fledermaus, Fledermausquartier